veröffentlicht am 27. August 2021 in der Kategorie Ernährung für Erwachsene

>> Leben mit der PEG-Sonde: Interview mit einer Patientin – CB und MB
>> Enterale Ernährung zur Deckung des Kaloriendefizits: Kann sein? Sollte sein? Muss sein? – RS
>> Wann und wie kann eine langfristige enterale Ernährung helfen? – PK

Eine krankheitsbedingte unzureichende Nahrungsaufnahme ist auf Dauer mit einem langfristigen Kaloriendefizit verbunden. Dies führt unter anderem zur Sarkopenie, vermehrten Infektionen, häufigen Stürzen mit Frakturen, Depressionen und erhöhter Sterblichkeit. Der Verlust an Muskelmasse – bei gleichzeitiger relativer Zunahme der Fettmasse – ist in der Regel nicht mehr reversibel. Daher sollte eine entsprechende Kaloriensubstitution – möglichst unter Einbeziehung von Sondenernährung (enteraler Ernährung; EN) – bereits frühzeitig in Betracht gezogen werden (RS).

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Normale Ernährung und Ernährung über die Sonde können sich in vielen Fällen ergänzen. Die Entscheidung für eine Sonde kann später neu überdacht werden, und dank unterschiedlicher Anwendungsmöglichkeiten kann jeder Sondenpatient einen individuellen Ernährungsplan erhalten, der nur zu minimalen oder sogar gar keinen Einschränkungen im täglichen Leben führt (RS).

In einem Interview spricht die Kopf-Hals-Tumor-Patientin Claudia Braunstein über ihre persönlichen Gefühle und Erfahrungen mit der PEG-Sondenernährung. Die anfängliche Abneigung begründete sich beispielsweise auf der Ablehnung einer weiteren OP-Narbe und der Angst vor der Abhängigkeit von der Sondenernährung. Rückblickend erkennt sie vor allem viele Vorteile der Sondenernährung, so dass sie heute eine große Dankbarkeit empfindet gegenüber der PEG-Sonde und den Therapeuten, die sie in dieser Zeit begleiteten. Die Sondenernährung half ihr, sich trotz Tracheotomie gut zu ernähren, ihren enormen Gewichtsverlust von 18 Kilogramm zu kompensieren und der Bettlägerigkeit, verbunden mit der Abhängigkeit vom Tragen von Windeln, zu entkommen. Nach der Entlassung hinderte die Sonde sie nicht daran, Menschen zu treffen, zu schwimmen und sogar zu reisen. Nach etwa sechs Monaten konnte die PEG-Sonde wieder entfernt werden. Claudia Braunstein ist nach wie vor Dysphagie-Patientin und kann heute breiige Kost zu sich nehmen. (CB/MB).

Programme zur klinischen und häuslichen enteralen Ernährung (HEN) haben insbesondere bei Krebs und neurologischen Erkrankungen positive Effekte gezeigt. In einer Beobachtungsstudie[1] mit 969 Krebspatienten konnte HEN bei 73 % der Patienten den Tod durch Mangelernährung verhindern. Außerdem wurde in 90 % der Fälle die Lebensqualität der Patienten erhalten oder verbessert. In einem einwöchigen Aufklärungsprogramm auf Instagram, das in nur sieben Tagen über 1,5 Millionen Zuschauer erreichte, wurde ein signifikanter Anstieg des Wissens über HEN erreicht (PK).

[1] Ruggeri E et al. Clin Nutr 2020;39:3346-53. PMID 32143890

Langfristige Einschränkungen der Nahrungsaufnahme bedeuten ein starkes Kaloriendefizit, das auf Dauer krankmacht. Studien zeigen, dass eine entsprechende Substitution - möglichst unter Einbeziehung von enteraler Ernährung – dem entgegensteuern kann. Betroffene berichten, dass anfängliche Ängste und Vorurteile gegenüber einer Ernährungssonde oft einer Dankbarkeit für die vielen Vorteile ihrer frühzeitigen Nutzung weichen.

Inhalte dieses Artikels stammen aus den Vorträgen zum Thema „Langfristige enterale Ernährung: Erkenntnisse von Patienten und Klinikern“ im Rahmen der Virtuellen Konferenz von Nutricia Global, die am 21. Mai 2021 stattgefunden hat. Diese Zusammenfassung wurde von Dr. oec. troph. Rainer C. Siewert verfasst. Weitere Informationen und Fortbildungsmöglichkeiten finden Sie auf der wissenschaftlichen Fortbildungsplattform „Danone Nutricia Campus“.

(PK) Dr. Pawel Kabata, MD, PhD, Consultant Oncological Surgeon and Nutritionist, Assistant Professor, social media blogger & medical influencer Department of Surgical Oncology, Medical University of Gdańsk, Poland

(MB) Monika Beyer, Healthcare Nutrition Medical Manager, Specialized Nutrition, Danone Nutricia, Germany

(CB) Claudia Braunstein, long term enterally-fed patient experience, social media blogger, author of two books on dysphagic cooking, Austria

(RS) Dr. Rolf Schäfer, Senior Physician, specialist in internal medicine, internal intensive care medicine, palliative medicine and in geriatrics, Germany

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