Die häufigste neurologische Ursache für eine Dysphagie ist der Schlaganfall. Daneben gibt es aber noch viele weitere neurologische Erkrankungen wie Morbus Parkinson, Multiple Sklerose, Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) sowie Chorea Huntington, in deren Verlauf die Betroffenen häufig eine Schluckstörung („Dysphagie“) entwickeln. Abhängig von Größe und Lokalisation des Tumors und der notwendigen Therapie treten Schluckstörungen auch oft bei Patienten auf, die an einem Kopf-Hals-Tumor erkranken. Auch im Alter können Schluckstörungen auftreten, diese werden „Presbyphagie“ genannt. Die gesundheitlichen Folgen einer Dysphagie können erheblich sein. Insbesondere Aspirationen können massive Komplikationen nach sich ziehen. Nicht zu unterschätzen sind auch die Einschränkungen bei der täglichen Ernährung, die das Risiko von Dehydration und Mangelernährung bergen.
In vielen Fällen lassen sich Schluckstörungen durch eine individualisierte Therapie gut behandeln und Ernährungsdefizite durch ein adäquates Ernährungsmanagement ausgleichen. Vor allem die frühzeitige Diagnose begünstigt den Behandlungserfolg. Neben dem regelmäßigen Dysphagie-Screening von Risikopatienten sollten Ärzte und Therapeuten daher auch Patienten und ihre Angehörigen für Anzeichen einer Dysphagie sensibilisieren.
Die fünf Phasen des Schluckens
Der Transport von Nahrung in den Magen ist ein äußerst komplexer Vorgang, der teils willentlich, teils reflektorisch gesteuert wird. Beteiligt sind die Zunge, die Wangenmuskulatur, die Pharynx- und Ösophagusmuskulatur sowie verschiedene Triggerareale in den oberen Gaumenbögen, an den hinteren Zungenrändern und im Pharynx. Der Schluckakt lässt sich in fünf Phasen unterteilen:
Die präorale Phase
Visuelle und olfaktorische Reize bereiten den Organismus auf die Nahrungsaufnahme vor und setzen beispielsweise die Speichelproduktion in Gang. Es läuft einem das Wasser im Mund zusammen.
Die orale Vorbereitungsphase
Die Nahrung wird im Mund zerkleinert und eingespeichelt, bis sie eine zum Schlucken geeignete Konsistenz aufweist. Diese Phase ist willentlich beeinflussbar.
Die orale Transportphase
Der Nahrungsbolus wird mit Hilfe der Zunge und der Wangenmuskulatur in den Oropharynx befördert. Während des oralen Transports nach hinten wird der Schluckreflex ausgelöst und die willkürliche von der reflektorischen Steuerung abgelöst.
Die pharyngeale Phase
Der Bolus wird durch den Pharynx in den Ösophagus transportiert, wobei sich parallel dazu der Kehldeckel, die Stimmbänder und die Taschenfalten schließen und so die Atemwege schützen. Der Vorgang verläuft rein reflektorisch.
Die ösophageale Phase
Der Bolus wird durch den Ösophagus in den Magen transportiert. Der Vorgang verläuft ebenfalls rein reflektorisch.