Was es bedeutet, wenn ein Krümel in die Atemwege gelangt, hat jeder schon am eigenen Leib erlebt. Doch während bei gesunden Menschen Reflexe dafür sorgen, dass der Bissen wieder ausgehustet wird, können die Symptome bei Dysphagie-Patienten viel subtiler sein. Vor allem bei neurologischen Erkrankungen oder im hohen Alter kann die Sensibilität im Mund- und Rachenraum beeinträchtigt sein und die Gefahr einer Aspiration erhöhen.
Angehörige, Pflegende und Therapeuten von Risikopatienten sollten daher stets aufmerksam auf erste Anzeichen von Schluckstörungen achten.
Hinweise und erste Anzeichen für eine Schluckstörung
- Bolusgefühl im Hals
- Schwierigkeiten beim Kauen, z. B. endloses Herumkauen auf einem Bissen
- Niedrige Speichelschluckfrequenz (normal ist etwa einmal pro Minute)
- Ständiges Räuspern, Würgen oder Husten während oder nach dem Essen oder nach einem Lagerungswechsel
- Nahrungsreste und Entzündungen im Mund oder in der Nase
- Mundgeruch
- Verwaschene, gurgelnde oder belegte Stimme
- Stimmlose Phonation durch mangelhaften Schluss der Stimmlippen – Zeichen für hohes Aspirationsrisiko!
- Veränderte Essgewohnheiten (z. B. langsames Essen oder das Vermeiden gemeinsamer Mahlzeiten)
- Nahrungsverweigerung
- Dehydratation
- Gewichtsverlust
- Erhöhte Temperatur oder Fieber als Hinweise auf eine Aspirationspneumonie
Pneumonie, Mangelernährung und Dehydratation
Eine Dysphagie kann mit erheblichen Risiken für die Gesundheit der Patienten einhergehen. Dazu zählt vor allem ein erhöhtes Aspirationsrisiko und die daraus resultierende Gefahr einer Pneumonie (Lungenentzündung) sowie eine reduzierte Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme mit der potenziellen Folge von Mangelernährung und Dehydratation.
Stille Aspiration und Pneumonierisiko
Bis zu 50 % aller Aspirationen verlaufen still, das heißt, sie äußern sich nicht in Husten, Räuspern oder Stimmveränderungen. Eine solche „silent aspiration“ wird daher leicht übersehen – eine große Gefahr für die Betroffenen. Wenn Nahrungsreste im Pharynx reflektorisch oder willentlich nicht mehr entfernt werden können und unterhalb der Stimmbandebene in die Atemwege geraten, ist die Gefahr einer sogenannten Aspirationspneumonie erhöht.
Eine Datenerhebung in den USA kam zu dem Ergebnis, dass 34 % der untersuchten Dysphagie-Patienten an Aspirationen und davon 20 % vermutlich unter einer Aspirationspneumonie litten. Von den Sterbefällen, die im Zuge dieser Erhebung aufgetreten sind, konnten bis zu 20 % mit Komplikationen durch Schluckstörungen in Verbindung gebracht werden (vgl. Felt P 2006).
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Risiko für Mangelernährung
Darüber hinaus sind Dysphagien ein bedeutender Risikofaktor für Ernährungsdefizite. In einem Kollektiv hospitalisierter Patienten über 65 Jahre wiesen Patienten mit Dysphagie signifikant häufiger eine Mangelernährung auf als jene ohne Schluckstörungen. Mehr als jeder dritte Patient mit Dysphagie war von einer Mangelernährung betroffen (vgl. Eglseer D, Lohmann C 2016). Noch höher ist die Prävalenz bei Schlaganfallpatienten mit Dysphagie. In diesem Kollektiv ist etwa jeder zweite mangelernährt (vgl. Felt P 2006).
Eine Mangelernährung geht bei älteren Menschen mit einem Verlust an Muskelmasse einher; es drohen Gebrechlichkeit, Behinderungen und Einbußen in der Selbstständigkeit. Nicht selten ist die Dysphagie daher der Einstieg in eine Abwärtsspirale, die in eine hohe Krankheitslast bis hin zum Tod mündet.