Der dramatische Anstieg von Typ-2-Diabetes, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, steht neben familiärer Veranlagung sowie zu wenig Bewegung im direkten Zusammenhang mit der Entwicklung zu Übergewicht und Fettleibigkeit[1].
Bereits das Übergewicht der Mutter während ihrer Schwangerschaft wirkt sich prägend auf die Gewichtsentwicklung ihres Kindes aus, aber auch der Ernährung des Säuglings und Kleinkindes kommt eine zentrale Rolle zu. Aus diesem Grund sollte bereits früh in der kindlichen Ernährung darauf geachtet werden, eine zu schnelle Gewichtszunahme zu verhindern.
Stillen gilt als die optimale Form für die Ernährung des Säuglings, auch unter dem Aspekt der Gewichtsentwicklung und der damit zusammenhängenden Entwicklung von Typ-2-Diabetes. Für nicht oder nicht ausreichend gestillte Säuglinge sollte daher erforscht werden, welche Bestandteile der Muttermilch diesen positiven Effekt ausmachen. Neben der Eiweißmenge und -qualität (s. Artikel zu „Übergewicht/Fettsucht“) könnten auch Kohlenhydrate und ihre Verstoffwechselung eine Rolle spielen.
Auswirkungen von Adipositas und Diabetes während der Schwangerschaft auf das Geburtsgewicht
Adipositas während der Schwangerschaft erhöht das Risiko für Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes, GDM), Präeklampsie (Bluthochdruck während der Schwangerschaft), erhöhte Kaiserschnittrate sowie für eine erhöhte Frühgeburtenrate[2; 3]. Tatsächlich hat sich die Kaiserschnittrate von Beginn der 80er bis Ende der 90er Jahre mehr als verdreifacht[4]. Weiterhin zeigen neuere Untersuchungen, dass bei bis zu 20 Prozent aller Schwangeren in Deutschland ein GDM besteht[5]. Frauen, die einen GDM entwickelt haben, tragen ein zehnfach erhöhtes Risiko, später an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken[6].
Kinder diabetischer Mütter weisen wiederum deutlich erhöhte mittlere Geburtsgewichte und ein zum Teil dramatisch erhöhtes Makrosomierisiko auf[7; 8; 9; 10; 11; 12]. Ursache dafür ist, dass ein erhöhter Blutzuckerspiegel der Schwangeren den des Fötus erhöhen lässt, was wiederum zu einem Anstieg des fetalen Insulinspiegels führt. Dieser fetale Hyperinsulinismus wiederum ist für die vermehrte Fettzunahme in utero und damit für die Makrosomie verantwortlich; man spricht auch von einer „Zuckermast“ des Ungeborenen[13].
Durch einen systematischen Review auf der Basis von 35 Studien aus 16 Ländern auf vier Kontinenten mit insgesamt 980.450 Personen wurde bestätigt, dass ein höheres Geburtsgewicht mit einem erhöhten Übergewichtsrisiko im Erwachsenenalter assoziiert ist[14]. Eine Kohortenstudie[15] mit 22.846 Probanden konnte nachweisen, dass sich das Geburtsgewicht linear positiv zum relativen Körpergewicht im Alter von 60 bis 65 Jahren verhält (s. Abb. 1).
In weiteren Studien konnte auch ein Zusammenhang zwischen Geburtsgewicht, als Indikator der vorgeburtlichen Energiezufuhr, und dem späteren Typ 2 Diabetesrisiko nachgewiesen werden. Hier zeigt sich, dass sowohl ein niedriges als auch ein hohes Geburtsgewicht zu einem um circa 40 Prozent erhöhten Risiko führen, im späteren Leben an Diabetes mellitus Typ 2 zu erkranken[16]. Ursache hierfür scheint, im Sinne einer epigenetischen Prägung, eine perinatale Fehlprogrammierung zentralnervöser Regelsysteme von Nahrungsaufnahme, Körpergewicht und Stoffwechsel zu sein.
Quellen
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