Ein gesunder Darm ist die Voraussetzung für die Entwicklung eines starken Immunsystems. Während das Immunsystem bereits im Mutterleib gestärkt wird, beginnt der Aufbau der Darmflora erst mit der Geburt. Die Entwicklung eines gesunden Darms ist von mehreren Faktoren abhängig: Zentral sind die Art der Geburt, die frühkindliche Ernährung oder auch Antibiotikabehandlungen.

Die beste Nahrung für Neugeborene ist Muttermilch. Sie versorgt das Kind mit allen wichtigen Nährstoffen und unterstützt zudem die Entwicklung des Darms sowie der Darmflora. Muttermilch fördert die bakterielle Besiedelung des Darms und das Wachstum von nützlichen Bakterien. So wird auch das Immunsystem gestärkt. Aktuelle Studien zeigen, dass insbesondere die hohe Diversität sowie die Menge an Oligosacchariden, sogenannte Prebiotika, und der Gehalt an Bakterien, die Probiotika, in der Muttermilch dafür verantwortlich sind.

Was sind Pre- und Postbiotika?

Probiotika sind nützliche Mikroorganismen, die sich im Darm ansiedeln und eine positive Wirkung auf die Gesundheit haben. Sie tragen dazu bei, dass der Verdauungsprozess reibungslos ablaufen kann und sorgen für einen pH-Wert, durch den sich potentiell krankheitserregende Bakterien nicht mehr vermehren können. So beugen sie Erkrankungen vor und stärken die körpereigene Abwehr.

Es ist daher sehr förderlich, wenn viele dieser Bakterien den Darm besiedeln. Dazu gehören unter anderem die Bifidobakterien.

Auch in der Schwangerschaft sind diese positiven Bakterien bereits von Vorteil: Wissenschaftliche Untersuchungen geben Grund zur Annahme, dass Kinder weniger zu Neurodermitis neigen, wenn ihre Mütter während der gesamten Schwangerschaft regelmäßig Probiotika (z.B. Bifidobacterium breve M-16V oder Bifidobacterium longum BB536) zu sich nehmen.[1]

Um den Darm aktiv und gesund zu halten, brauchen die probiotischen Bakterien jedoch geeignete Nährstoffe. Ihre Nahrung sind Prebiotika. Das sind unverdauliche Kohlenhydrate, auch Ballaststoffe genannt. Diese finden sich beispielsweise in Spargel, Zwiebeln, Lauch, Knoblauch oder auch Bananen. Da Prebiotika – wie die meisten Nahrungsmittel – beim Kochen wichtige Teile ihrer Inhaltsstoffe verlieren, lautet der Rat, die Lebensmittel roh, zum Beispiel in Salaten, zu verwenden. Werden ausreichend Prebiotika mit der Nahrung aufgenommen, steigt die Zahl an positiven Bakterien und die schädigenden Bakterienstämme haben weniger Möglichkeiten sich anzusiedeln – das hilft Krankheiten vorzubeugen und das Immunsystem zu stärken.

Bioaktive Substanzen modulieren Immunsystem

Neben Pre- und Probiotika haben auch die sogenannten Postbiotika positive Auswirkungen auf den frühkindlichen Darm. Postbiotika sind bioaktive Substanzen, die durch kontrollierte Fermentierungsprozesse von Probiotika, z.B. Milchsäurebakterien, erzeugt werden – also Produkte, die im natürlichen Stoffwechsel der Bakterien entstehen, wie kurzkettige Fettsäuren. Wissenschaftler fanden erste Hinweise darauf, dass Postbiotika entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, das Wachstum von pathogenen Bakterien hemmen und hierüber das Immunsystem unterstützen.[2; 3]

Von der Muttermilch inspiriert

Um die protektiven Eigenschaften der Muttermilch zu nutzen, entwickelten Forscher spezielle Formulanahrungen. Diese beinhalten Kombinationen aus pre- und probiotischen oder pre- und postbiotische Bestandteilen, die mit den Inhaltsstoffen der Muttermilch vergleichbar sind. So imitieren diese Milchnahrungen den bifidogenen Effekt der Muttermilch und förderen die Entwicklung eines starken Immunsystems und einer gesunden Darmflora – sie prägen somit die Gesundheit der Babys von Anfang an.[4]

Mehrere Studien zeigten außerdem, dass durch eine geeignete Nahrungsauswahl im Säuglingsalter, beispielsweise durch die Kombination aus Pre- und Probiotika die Ausbildung einer oralen Toleranz gefördert werden kann. Das bedeutet: Der Säugling wird bereits frühzeitig mit Allergenen aus der Umwelt konfrontiert, das sind zum Beispiel Fremdeiweiße in der Nahrung. Dadurch lernt das frühkindliche Immunsystem den Umgang mit Fremdeiweißen. Eine normale Toleranzentwicklung ist möglich und Nahrungsmittelunverträglichkeiten und Allergien können reduziert werden.[5; 6]

Doch nicht alle Säuglingsnahrungen enthalten solche fördernden Kombinationen aus Pre- und Probiotika beziehungsweise pre- und postbiotischen Bestandteilen – und damit das Potential das Immunsystem durch eine gesunde Darmflora zu unterstützen. Damit das Baby also tatsächlich von all diesen positiven Effekten profitieren kann, sollten Mütter genau darauf achten, für welche Nahrung sie sich entscheiden.

Quellen

  1. Enomoto T, et al. Effects of bifidobacterial supplementation to pregnant women and infants in the prevention of allergy development in infants and on fecal microbiota. Allergol. Int. 2014;63 575–585.
  2. Aguilar-Toalá JE, et al. Postbiotics: An evolving term within the functional foods field. Trends in Food Science & Technology. 2018;75:105-14.
  3. Patel RM, Denning PW. Therapeutic use of prebiotics, probiotics, and postbiotics to prevent necrotizing enterocolitis: what is the current evidence? Clin Perinatol. 2013;40(1):11-25.
  4. Tomar SK etal. Role of Probiotics, Prebiotics, Synbiotics and Postbiotics in Inhibition of Pathogens. Formatex. 2015;717-732.
  5. Alexander DD, Cabana MD. Partially hydrolyzed 100% whey protein infant formula and reduced risk of atopic dermatitis: a meta-analysis. J Pediatr Gastroenterol Nutr. 2010; 50(4):422-30.
  6. Brooks C1, Pearce N, Douwes J. The hygiene hypothesis in allergy and asthma: an update. Curr Opin Allergy Clin Immunol. 2013;13(1):70-7.