Muttermilch enthält, bis auf wenige Ausnahmen, alle für das Baby lebenswichtigen Vitamine in bedarfsgerechter Menge. Ausnahmen stellen Vitamin D und K dar, für die spezielle Empfehlungen für Neugeborene vorliegen.

Vitamin D

Vitamin D ist unter anderem für den Knochenaufbau wichtig. Sonnenlicht ist eine natürliche Quelle für die Eigenproduktion von Vitamin D. Von Oktober bis Ende April bildet der Mensch aufgrund der geringen UV-Strahlung in unseren Breitengraden nur wenig eigenes Vitamin D in der Haut.

Im Säuglingsalter reicht die Vitamin D-Versorgung durch die Muttermilch zur Bedarfsdeckung nicht aus. Muttermilch enthält 12 bis 60 IE Vitamin D pro Liter. Um die altersgerechte Mineralisierung des im ersten Lebensjahr stark wachsenden Skelettsystems zu ermöglichen, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ)[1]:

  • Geschützte Sonnenlichtexposition (in den Monaten April bis September fünf bis 30 Minuten zwei Mal pro Woche zwischen 10 und 15 Uhr mit unbedecktem Kopf, freien Armen und Beinen)
  • Intensive Bewegung (mindestens eine Stunde täglich) im Freien
  • Erhöhung der Vitamin D-Zufuhr durch Supplemente
  • 400-500 IE (Internationale Einheiten) Vitamin D3 pro Tag bis zum zweiten erlebten Frühsommer (also für Kinder von circa ein bis anderthalb Jahren)
  • kombiniert mit der Fluoridprophylaxe
  • Besonderes Augenmerk auf Risikogruppen (unter anderem durch regelmäßige Kontrollen des 25-Hydroxyvitamin-D-Spiegels im Serum):
  • vegetarisch ernährte Kinder
  • Personen mit dunkler Hautpigmentierung, wie beispielsweise Migranten mit türkischem, arabisch-islamischem, asiatischem und afrikanischem ethnischem Hintergrund
  • Personen mit limitierter Sonnenlichtexposition (chronisch Kranke)

Von Oktober bis Ende April bildet der Mensch aufgrund der geringen UV-Strahlung in unseren Breitengraden nur wenig eigenes Vitamin D in der Haut.

Vitamin K

Eine weitere Ausnahme stellt Vitamin K dar. Vitamin K spielt unter anderem eine wichtige Rolle in der Blutgerinnung, liegt aber, wie auch Vitamin D, in nur relativ geringen Mengen in der Muttermilch vor. Weiterhin hat ein Neugeborenes nur unzureichende Vitamin K-Reserven. Daher ist bei Neugeborenen eine Vitamin K-Prophylaxe zur Prävention von Vitamin-K-Mangel-Blutungen Standard.

Die DGKJ empfiehlt im Jahr 2013 zur Vitamin K-Prophylaxe[2]:

  • Effektiv und weiterhin empfohlen: dreimalige orale Vitamin K-Gabe jeweils am ersten Lebenstag (U1), zwischen dem dritten und dem zehnten Lebenstag (U2) und erneut zwischen der vierten und sechsten Lebenswoche (U3). Dies kann aber nicht alle Fälle späterer Vitamin-K-Mangel-Blutungen verhindern.
  • Effektivste Form: einmalige intramuskuläre Gabe rasch nach der Geburt, empfohlen bei:
  • Reifgeborenen mit schlechtem Allgemeinzustand
  • Verdacht auf Resorptionsstörungen
  • Zweifeln an der Durchführbarkeit der dreimaligen oralen Vitamin-K-Gabe
  • bei Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g
  • Wegen nicht hinreichender Schutzwirkung wird eine niedrig dosierte postnatale Vitamin-K-Gabe von 1 mg oral mit nachfolgender täglicher Gabe von 25 µg oral nicht empfohlen.

In ihrer aktuellen Ergänzung von 2014 empfiehlt die DGKJ bezüglich der intravenösen Verabreichung von Vitamin K[3]:

  • Routinemäßige intravenöse Vitamin-K-Verabreichungen sollten auf die erste Gabe unmittelbar nach der Geburt (U1) beschränkt bleiben.
  • Kontraindiziert bei Neugeborenen mit erhöhtem Bilirubinspiegeln im Serum (Hyperbilirubinämie und physiologischer Neugeborenenikterus) (U2).
  • Bei sehr unreifen Frühgeborenen bedarf eine intravenöse oder intramuskuläre Vitamin-K-Gabe nach der Geburt im Alter von einem Monat (U3) einer Ergänzung durch eine orale Vitamin-K-Gabe.

Quellen

  1. Wabitsch, M., Koletzko, B., Moß, A. Vitamin-D-Versorgung im Säuglings-, Kindes- und. Monatsschr Kinderheilkd 2011
  2. Bührer, C., Genzel-Boroviczény, O., Jochum, F., Kauth, T., Kersting, M., Koletzko, B., Mihatsch, W., Przyrembel, H., Reinehr, T., von Kries, R., Zimmer, K. Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugeborenen: Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Monatsschr Kinderheilkd 2013;161:351-3
  3. Bührer, C., Genzel-Boroviczény, O., Jochum, F., Kauth, T., Kersting, M., Koletzko, B., Mihatsch, W., Przyrembel, H., Reinehr, T., von Kries, R., Zimmer, K. Vitamin-K-Prophylaxe bei Neugeborenen: Ergänzung zu den Empfehlungen der Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ). Monatsschr Kinderheilkd 2014;162:62-3