Schwangere und stillende Frauen sollten abwechslungsreich, ausgewogen und regelmäßig essen. Eventuelle Defizite in der mütterlichen Ernährung gehen in erster Linie zu Lasten der mütterlichen Versorgung und Gesundheit. Qualität und Quantität der Muttermilch wird nur eingeschränkt durch die Ernährung der Mutter beeinflusst. Die Hauptnährstoffe (Eiweiß, Fett, Kohlenhydrate) der Muttermilch sind in der Zusammensetzung weitgehend unabhängig von der Ernährung der Mutter. Eventuelle Defizite in der mütterlichen Ernährung gehen in erster Linie zu Lasten der mütterlichen Versorgung und Gesundheit. Eine unzureichende Flüssigkeitszufuhr kann allerdings die Bildung von Muttermilch reduzieren. Bei stark unterernährten Frauen kann sich die Qualität der Muttermilch bzw. ihr Gehalt an einigen Vitaminen (A, D, B6, B12) vermindern[1].
Das Forschungsinstitut für Kinderernährung Dortmund (FKE) stellt fest, dass eine ausreichende Versorgung mit Folsäure, Jod, manchmal Eisen in der Schwangerschaft mit einer ausgewogenen Ernährung nicht erreicht werden kann und eine Supplementation notwendig ist[2].
Der in der Schwangerschaft höhere Referenzwert für Folsäure kann über die Ernährung nur mit einer gezielten Lebensmittelauswahl erreicht werden, zusätzlich wird die Einnahme eines Folsäurepräparats (400 µg Folsäure/Tag mindestens vier Wochen vor Beginn der Schwangerschaft und während der ersten 12 Schwangerschaftswochen) zur Prävention von Neuralrohrdefekten beim Kind empfohlen[3].
Da die Jodkonzentration in der Muttermilch vom Jodversorgungszustand der Mutter abhängig ist, wird ein Jodmangel der Mutter auch nach der Geburt auf den gestillten Säugling übertragen. Eine ausreichende Jodversorgung kann über die Verwendung von jodiertem Speisesalz, dem Verzehr von Meeresfisch (zweimal pro Woche) sowie dem täglichen Verzehr von Milch und Milchprodukten abgedeckt werden. Für die Schwangerschaft und Stillzeit wird deshalb zusätzlich zur Verwendung von jodiertem Speisesalz eine Jodsupplementierung von 100 (-150) µg pro Tag empfohlen[1].
Bei einigen Schwangeren und Stillenden kann auch die Versorgung mit Eisen kritisch sein. Risikogruppen für eine ungenügende Eisenzufuhr sind insbesondere Frauen mit alternativer Ernährungsweise, z. B. veganer Ernährung (komplett ohne tierische Produkte).
Bei Schwangeren und Stillenden, die komplett auf Fisch verzichten, kann die Versorgung mit LCP (langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren), bei Frauen mit ungenügender Sonnenlichtexposition, z. B. bei Verschleierung, die Vitamin-D-Versorgung unzureichend sein. Dies kann durch eine gezielte Supplementierung aufgefangen werden[1].
Für Schwangere gilt, was in jeder Lebensphase gut tut: bewusstes, abwechslungsreiches und ausgewogenes Essen und Trinken.
Das Netzwerk Junge Familie gibt folgende generellen Empfehlungen zur Ernährung von Schwangeren[4]:
- Für Schwangere gilt, was in jeder Lebensphase gut tut: bewusstes, abwechslungsreiches und ausgewogenes Essen und Trinken.
- Reichlich sollte es kalorienfreie/kalorienarme Getränke und pflanzliche Lebensmittel geben.
- Mäßig sollten tierische Lebensmittel gegessen werden und dabei fettarme Milch(-produkte), fettarmes Fleisch, fettarme Fleischwaren und fettreiche Meeresfische bevorzugt werden.
- Sparsam sollten Fette mit hohem Anteil gesättigter Fettsäuren sowie Süßigkeiten und Snackprodukte verzehrt werden.
- Mahlzeiten sollten regelmäßig eingenommen werden für ein besseres Wohlbefinden.
Die Empfehlungen für Mütter in der Stillzeit lauten[4]:
- Stillende Frauen sollten abwechslungsreich, ausgewogen und regelmäßig essen.
- Stillende Frauen sollten keine Reduktionsdiäten durchführen (nicht durch Kalorienrestriktion gezielt abnehmen).
- Diätetische Einschränkungen für die Mutter in der Stillzeit haben keinen erkennbaren Nutzen für eine Allergieprävention beim Kind und werden nicht empfohlen, zumal sie das Risiko einer unzureichenden Nährstoffversorgung bergen.
- Stillende Frauen sollten nach Möglichkeit zweimal wöchentlich Seefisch verzehren, davon mindestens einmal wöchentlich fettreichen Fisch (z. B. Hering, Makrele, Lachs, Sardine).
- Stillende Frauen sollten reichlich und regelmäßig trinken (z. B. ein Glas Wasser zu jeder Stillmahlzeit).
Tabelle 1 gibt Anhaltswerte für Lebensmittelmengen für eine erwachsene Frau sowie die notwendigen Zulagen während Schwangerschaft und Stillzeit. Die Empfehlungen lassen sich in drei allgemeingültige Regeln zusammenfassen[5]:
- reichlich: Getränke und pflanzliche Lebensmittel
- mäßig: tierische Lebensmittel
- sparsam: fett- und zuckerreiche Lebensmittel
Tabelle 1: Anhaltswerte für Lebensmittelverzehrmengen für Schwangere und Stillende[1].
Quellen
- Hilbig, A. Ernährung in Schwangerschaft und Stillzeit. Ernährungs Umschau 2013;18:M466-74
- Dortmund Forschungsinstitut für Kinderernährung. Empfehlung für die Ernährung von Mutter und Kind: Schwangerschaft und Stillzeit. In: Deutsche Gesellschaft für Ernährung aid infodienst. Moeker Merkur Druck GmbH 2002 Köln
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Ausgewählte Fragen und Antworten zu Folat. (https://www.dge.de/fileadmin/public/doc/ws/faq/FAQ-Folat-DGE.pdf; 2014)
- Netzwerk Junge Familie – Gesund ins Leben (http://www.gesund-ins-leben.de/fuer-fachkraefte/handlungsempfehlungen/erstes-lebensjahr/ernaehrung-in-der-stillzeit/; 2014)