Stillen ist die beste Form der Ernährung für gesunde Säuglinge. Denn Muttermilch liefert dem Baby die für Wachstum und gesunde Entwicklung wichtigen Nährstoffe.
„Die beste Form der Ernährung für gesunde Säuglinge in den ersten Lebensmonaten ist das ausschließliche Stillen.“
Diese Aussage des Netzwerkes „Gesund ins Leben“[1] geht konform mit aktuellen nationalen[2] und internationalen[3] Stillempfehlungen im Bereich der Kinderpflege und Kinderernährung. Denn Stillen hat viele wissenschaftlich erwiesene Vorteile[1]:
- Muttermilch ist an die kindlichen Bedürfnisse angepasst und liefert dem Baby die für Wachstum und gesunde Entwicklung wichtigen Nährstoffe.
- Muttermilch ist hygienisch einwandfrei und richtig temperiert. Sie ist praktisch, weil immer verfügbar, und kostet nichts.
- Stillen senkt das Risiko für Durchfall, Mittelohrentzündung und späteres Übergewicht beim Kind.
- Stillen wirkt sich positiv auf die Gesundheit der Mutter aus. Es kann die Uterusrückbildung nach der Geburt fördern und zur Risikominderung für Brust- und Eierstockkrebs beitragen.
- Stillen kann zur Förderung der emotionalen Bindung zwischen Mutter und Kind beitragen.
Aber auch Teilstillen hat positive Effekte und reduziert zum Beispiel Durchfallerkrankungen[4].
Muttermilch stärkt das Immunsystem
In den ersten Tagen nach der Geburt ist die Muttermilch besonders wertvoll für das Baby. Die Brustdrüsen der Mutter bilden direkt nach der Geburt und bereits vor dem eigentlichen Milcheinschuss (drei- bis vier Tage nach der Geburt) eine Vormilch, das sogenannte Kolostrum. Dieses ist besonders reichhaltig und enthält spezielle Antikörper, die das Immunsystem von Neu- und besonders Frühgeborenen vor bestimmten Infektionskrankheiten schützen.[5] Deshalb wird diese Milch auch als „erste Impfung“ für das Baby bezeichnet.
Forscher fanden heraus, dass das Kolostrum sogar noch nach dem Abstillen Vorteile für Kind und Mutter bietet: Neben einem geringeren Risiko für das Baby an Asthma oder Diabetes zu erkranken, sinkt auch die Wahrscheinlichkeit für Leukämie im Kindesalter oder dem plötzlichen Kindstod.[6] Diese Art der Säuglingsernährung soll unter anderem auch die Gehirnentwicklung fördern.[7] Positive Effekte ergeben sich beim Stillen auch für die Mütter. Sie erkranken nachweislich weniger häufig an Brust- oder Eierstockkrebs.[6]
Um Neugeborenen das zu geben, was sie in ihren ersten Lebenstagen benötigen, empfiehlt die American Academy of Pediatrics und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) Babys nach der Geburt ausschließlich mit Muttermilch zu stillen. Anschließend kann das Stillen als zusätzliche Nahrungsquelle genutzt werden – solange wie es Kind und Mutter möchten.[7]
Muttermilch spielt Rolle bei Vorbeugung von Krankheiten
Der Muttermilchernährung kommt auch im Zusammenhang mit der Vorbeugung vieler Volkskrankheiten, wie Übergewicht, Diabetes und Allergien eine zentrale Bedeutung zu. Um zu verstehen, wie Muttermilch hier wirkt und welche Rolle der Vorgang des Stillens spielt, engagieren sich Wissenschaftler interdisziplinär in der Muttermilchforschung.
Ziel der Forscher ist es, Säuglingen, die nicht oder nicht voll gestillt werden, die bestmögliche Ernährung zu ermöglichen. So kann gewährleistet werden, dass auch nicht-gestillte Säuglinge Nahrungen bekommen, die sie hinsichtlich der Eigenschaften Wachstum, Entwicklung und Immunsystem bestmöglich unterstützen.
Früher Hautkontakt zwischen Mutter und Kind unterstützt erfolgreiches Stillen
Es gibt zahlreiche Studien über die Vorteile des unmittelbaren Hautkontaktes zwischen Mutter und Kind nach der Geburt. Nicht umsonst ist er Teil der Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation.[8] Denn dabei kommt es zur Ausschüttung des sogenannten „Kuschelhormons“ Oxytocin. Die Mutter kommt zur Ruhe und kann eine innige Verbindung zu ihrem Baby aufbauen.[9]
Der unmittelbare Hautkontakt hat außerdem großen Einfluss auf das Stillverhalten von Mutter und Baby. Eine aktuelle Meta-Analyse ergab, dass Mütter danach insgesamt erfolgreicher und weit länger stillen als Mütter, die keinen direkten Hautkontakt zu ihrem Baby erhielten.[10] Die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Kinder nach vier Monaten noch immer stillten, war um 24 Prozent erhöht.
Außerdem waren die Neugeborenen bei ihrem ersten Stillversuch entsprechend der Skala des „Breastfeeding Assessment Tools“ (BAT) um 32 Prozent erfolgreicher. Der Hautkontakt stimuliert darüber hinaus die Freisetzung des Peptidhormons Prolaktin und regt die Milchproduktion an.[10]
Die Dauer des ersten Hautkontaktes ist entscheidend
Wenn möglich, sollte ein Hautkontakt direkt nach der Geburt erfolgen und mindestens 60 Minuten oder solange andauern, bis das Neugeborene das erste Mal an der Brust seiner Mutter saugt.[11] Je schneller dieser Kontakt stattfindet und je länger er anhält, desto ausgeprägter sind die positiven Effekte.[12] Weitere Studien bestätigen diese Vorteile auch für Kinder, die per Kaiserschnitt entbunden werden.[13; 14]
Der Klinikablauf sollte keine Hürde sein
Auch wenn der gesundheitliche Nutzen des unmittelbaren Hautkontaktes schon länger bekannt ist, gehört der direkte Kontakt nicht unbedingt zum Krankenhausprotokoll. Für Mütter, Ärzte und Hebammen gilt es deshalb die Initiative zu ergreifen und diesen wichtigen ersten Kontakt kurz nach der Entbindung bestmöglich zu unterstützen und zu fördern.
Mit Tests und Untersuchungen, die nicht dringlich sind, sollte zum Beispiel bis nach dem ersten Anlegen des Neugeborenen gewartet werden. Letztendlich handelt es sich beim frühen Hautkontakt um eine Präventionsmaßnahme, die die Weichen für eine gesunde Zukunft für Mutter und Kind stellt.[15]
Quellen
- Koletzko, B., Bauer, C., Brönstrup, A., Cremer, M., Flothkötter, M., Hellmers, C., Kersting, M., Krawinkel, M., Przyrembel, H., Schäfer, T., Vetter, K., Wahn, U., Weißenborn, A. Säuglingsernährung und Ernährung der stillenden Mutter. Aktualisierte Handlungsempfehlungen des Netzwerks Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie, ein Projekt von IN FORM. Monatsschr Kinderheilkd 2013;161:237–46
- Nationale Stillkommission/BfR, Grundsätzliches zum Stillen. http://www.bfr.bund.de/de/grundsaetzliches_zum_stillen-10199.html 2013;16.1.2014
- EC/WHO, European Commission, IRCCS Burlo Garofolo Trieste, Italy, Unit for Health Services Research and International Health, WHO Collaborating Centre for Maternal and Child Health, Teilnehmer des Projekts „Förderung des Stillens in Europa“. http://www.babyfreundlich.org/fileadmin/user_upload/download/WHO_UNICEF-Initiative/EU_Aktionsplan_Stillen.pdf 2014;16.1.2014
- Howie, P., Forsyth, J., Ogston, S. Protective effect of breast feeding against infection. BMJ 1990;300:11–16
- Duijts L, Jaddoe VW, Hofman A, Moll HA. Prolonged and exclusive breastfeeding reduces the risk of infectious diseases in infancy. Pediatrics. 2010;126(1):e18–25.
- Ip S, Chung M, Raman G, Chew P, Magula N, DeVine D, et al. Breastfeeding and maternal and infant health outcomes in developed countries. Evid Rep Technol Assess. 2007;153:1–186.
- Gartner LM, Morton J, Lawrence RA, Naylor AJ, O’Hare D, Schanler RJ, et al. Breastfeeding and the use of human milk. Pediatrics. 2012;129:e827–41
- World Health Organization: „Early initiation of breastfeeding to promote exclusive breastfeeding“, unter: http://www.who.int/elena/titles/early_breastfeeding/en/ (abgerufen am 03.01.2018).
- Phillips R. (2013) Uninterrupted Skin-to-Skin Contact Immediately After Birth NAINR 13(2):67.72.
- Moore E R, et al. (2016) Early skin-to-skin contact for mothers and their healthy newborn infants. Cochrane Database of Systematic Reviews 11.
- Association of Women’s Health, Obstetric and Neonatal Nurses (AWHONN) (2016) Immediate Sustained Skin-to-Skin Contact for the Healthy Term Newborn After Birth: AWHONN Practice Brief Number 5. JOGNN 45(6).
- Bramson L, et al. (2010) Effect of early skin-to-skin mother—infant contact during the first 3 hours following birth on exclusive breastfeeding during the maternity hospital stay. J Hum Lact 26(2):130-7.
- Gregson S, et al. (2016) Skin-to-skin contact after elective ceasarean section: Investigating the effect on breastfeeding rates. BJM 24:18-28.
- Guala A, et al. (2017) Skin-to-Skin Contact in Cesarean Birth and Duration of Breastfeeding: A Cohort Study. ScientificWorldJournal 1940756 [e-pub].
- Cooijmans KHM, et al. (2017) Effectiveness of skin-to-skin contact versus care-as-usual in mothers and their full-term infants: study protocol for a parallel-group randomized controlled trial. BMC Pediatr 17:154.