Schmerzen beim Stillen sind eine Herausforderung für die Mutter. Nicht selten führen sie zu einem verfrühten Abstillen. Deshalb ist es wichtig, Stillschwierigkeiten schnell zu erkennen und zu behandeln.[1] Einen wichtigen Anhaltspunkt dazu bietet die Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe.[2] Sie gibt Orientierung bei der Behandlung von häufigen entzündlichen Brusterkrankungen, etwa wunden Brustwarzen und verstärkter initialer Brustdrüsenschwellung.

Wunde Brustwarzen

Die meisten Frauen, bis zu 96 Prozent, klagen zu Beginn der Stillzeit über Schmerzen an den Brustwarzen. Diese sind anfangs gegenüber der mechanischen Belastung des Stillens noch sehr empfindlich.[3] Bei andauernden Schmerzen und der Entstehung von Fissuren ist häufig eine falsche Stilltechnik der Auslöser. Durch falsches Saugverhalten oder einen hohen Unterdruck kann es zu Verletzungen und Hautabschürfungen kommen. Wird die Hautbarriere verletzt, besteht die Gefahr einer Infektion mit Bakterien wie Staphylococcus aureus. Eine Entzündung kann sich unter Umständen weiter auf das Brustdrüsengewebe ausbreiten und zu einer Mastitis oder einem Brustabszess führen.

Durch die richtige Behandlung und Prävention lassen sich solche Verläufe in der Regel verhindern.[2] Das Einreiben der Brustwarzen mit Lanolin oder Muttermilch bringt vielen Frauen Linderung und hat sich in der Praxis bewährt.[2] In wissenschaftlichen Studien konnte die Wirksamkeit allerdings noch nicht eindeutig belegt werden.[4] Außerdem kann eine Korrektur der Stilltechnik auch ohne weitere Intervention in den meisten Fällen Abhilfe schaffen und ein verfrühtes Abstillen verhindern.[5] Eine eingehende Stillberatung kann zudem die Stilltechnik und das Anlegen verbessern und damit das Auftreten von Stillschwierigkeiten bereits im Vorfeld verhindern.[1; 2]

Verstärkte initiale Brustdrüsenschwellung

Neben wunden Brustwarzen gehört die verstärkte initiale Brustdrüsenschwellung zu den häufigen Stillproblemen. Die schmerzhafte Schwellung der Brustdrüse tritt bei vielen Wöchnerinnen meist zu Beginn der Laktationsperiode auf. Als Ursache wird eine Störung der Milchbildung angenommen. Wird der lymphatische Abfluss dabei blockiert, können sich Ödeme im Bereich der Brustwarzen oder des gesamten Brustgewebes ausbilden.[2]

Kühlkompressen oder Hausmittel wie Quark- und Weißkohlauflagen helfen vielen Frauen gegen die Schwellung, Rötungen und Schmerzen. Obwohl ihre Wirksamkeit wissenschaftlich nicht eindeutig belegt ist, werden diese Behandlungen aufgrund langjähriger praktischer Erfahrung häufig eingesetzt.[2] Auch eine sanfte Lymphmassage, die sogenannte Reverse Pressure Softening Methode, kann den schmerzhaften Druck lindern und das Anlegen des Kindes erleichtern.[6; 7] Dabei wird ein steter, sanfter Druck in Richtung Brustkorb rund um die Brustwarze ausgeübt, der die Flüssigkeit zu den tiefergelegenen Lymphabflüssen drängt.[8] Um die Milchproduktion anzuregen und die Abschwellung zu unterstützen, ist eine regelmäßige Entleerung der Brust notwendig.[7] Zur kurzfristigen Schmerzlinderung sind nichtsteroidale Antiphlogistika (z.B. Ibuprofen) geeignet, da sie und ihre Abbauprodukte nur in geringen Mengen in die Muttermilch übergehen.[2]

Stillschwierigkeiten lassen sich mit diesen Maßnahmen oftmals wirksam behandeln, sodass das Stillen für beide Seiten wieder zu einem gemeinsamen positiven und vor allem schmerzfreien Erlebnis wird. Das stärkt nicht nur die Mutter-Kind-Bindung, sondern ermöglicht auch eine optimale Versorgung und Entwicklung des Säuglings.

Quellen

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung: „Vermeiden und Behandlung von Stillproblemen“, unter: http://www.bfr.bund.de/de/vermeidung_und_behandlung_von_stillproblemen-54280.html (abgerufen am 10.01.2018)
  2. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (2013) S3-Leitlinie: Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit – 015/071
  3. Bundesinstitut für Risikobewertung (2007) Wunde Brustwarzen in der Stillzeit – Ursachen, Prävention und Therapie
  4. Dennis CL, et al. (2014) Interventions for treating painful nipples among breastfeeding women. Cochrane Database Syst Rev (12):CD007366 (ePub)
  5. Cadwell K, et al. (2004) Pain reduction and treatment of sore nipples in nursing mothers. J Perinat Educ 13(1):29-35
  6. Landeshauptstadt München Referat für Gesundheit und Umwelt. (2010) Die Münchner Still-Empfehlungen
  7. Frauenärzte im Netz: „Probleme beim Stillen“, unter: https://www.frauenaerzte-im-netz.de/de_probleme-beim-stillen_1145.html (abgerufen am 10.01.2018)
  8. Nindl G, et al. Europäisches Institut für Stillen und Laktation (2016) Massieren der Brust und manuelles Gewinnen von Muttermilch.