Der Schlaganfall und seine Folgen
Ein Schlaganfall (Apoplex, Hirnschlag) kommt plötzlich und wird durch Gefäßverschlüsse oder Blutungen im Gehirn ausgelöst.
Typische akute Folgen eines Schlaganfalls sind
- einseitige Lähmung
- Taubheitsgefühle in Armen und Beinen
- Schluck-, Sprach-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen
- Bewusstseins- und Wahrnehmungsstörungen
Zusätzlich können die genannten Symptome langfristig unter Umständen zu Depressionen führen.
Auswirkungen eines Schlaganfalls auf die Ernährung
Nach einem Schlaganfall sollten Betroffene besonders darauf achten, durch die geeignete Ernährungstherapie den Genesungsprozess zu unterstützen. Übergewicht ist ein Risikofaktor, einen Schlaganfall zu erleiden. Die Empfehlung von Fachgesellschaften, Gewicht abzunehmen, beziehen sich allerdings darauf, präventiv einen Schlaganfall zu vermeiden. Eine ungewollte Gewichtsabnahme nach einem Schlaganfall sollte dagegen vermieden werden. Bereits ein Gewichtsverlust von 3 kg unmittelbar nach dem Schlaganfall in der akuten Phase ist mit einer schlechteren Genesung verbunden [Doehner W, et al.: European Heart Journal (online) 16. Oktober 2012 http://dx.doi.org/10.1093/eurheartj/ehs340].
Mangelernährung ist ein unabhängiger Risikofaktor für Sterblichkeit und Dauer des Krankenhausaufenthalts ist.
Dysphagie nach Schlaganfall
Für viele Betroffene ist es gar nicht so einfach, nach einem Schlaganfall ihr Gewicht zu halten. Dies hat verschiedene Gründe.
In der akuten Phase, unmittelbar nach dem Schlaganfall, leidet mindestens die Hälfte der Patient:innen an einer Dysphagie. Schluckstörung nach Schlaganfall ist ein Risikofaktor für einen verlängerten Krankenhausaufenthalt und eine erhöhte Pflegebedürftigkeit mit der Folge einer stärkeren Abhängigkeit nach Entlassung. Sie beeinflusst sowohl die Prognose als auch die Kosten der Krankheit und zählt zu dem häufigsten und zugleich gefährlichsten Symptom vieler neurologischer Erkrankungen. Betroffene haben ein mehr als 4-fach erhöhtes Risiko eine frühzeitige Aspirationspneumonie zu entwickeln [Dziewas R., Pflug C. et al., Neurogene Dysphagie, S1-Leitlinie, 2020, in: Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 03.03.2023)].
Um diese Gefahr zu verringern, kann in dieser Phase eine orale Nahrungskarenz (NPO) notwendig sein. Damit dennoch eine ausreichende Versorgung mit Energie und lebenswichtigen Nährstoffen wie Eiweiß, Vitaminen, Spuren- und Mengenelementen sicher gestellt ist, kann in diesen Fällen eine Sondenernährung notwendig sein. In vielen Fällen ist diese Art der Ernährung nur vorübergehend notwendig und wird nasogastral verabreicht.
Im Rahmen der logopädischen Therapie kann allmählich, je nach Zustand der Patient:innen, der orale Kostaufbau (unter anderem mithilfe von Andickungsmitteln) beginnen. Im Laufe der Dysphagie-Therapie verbessert sich die Schluckstörung in vielen Fällen wieder. Je nach Dysphagiegrad muss die Kost aber noch passiert, püriert und weich, teilweise Flüssigkeiten angedickt sein. Untersuchungen zeigen, dass Menschen mit dieser Diät der konsistenzadaptierten Kost meist weit weniger essen und trinken als sie sollten. Das Risiko einer Mangelernährung ist in dieser Phase sehr hoch, so dass eine supplementierende Sondenernährung sinnvoll sein kann. Sondennahrung ist vollbilanziert, d.h. sie kann die Basisversorgung mit Energie, Eiweiß und allen lebenswichtigen Nährstoffen sicherstellen, die mit kleinen Mahlzeiten ergänzt werden kann. Trinknahrungen können eine zusätzliche Unterstützung in der Ernährungstherapie sein, die Energie und Nährstoffe in kleinem Volumen liefern sowie angedickte Flüssigkeiten wie Getränke, Suppen oder Soßen, die bei einem sichereren Schlucken unterstützen sollen.
Auch 6 Monate nach dem Schlaganfall sind noch 10 % der Patient:innen von einer Schluckstörung betroffen. Abhängig vom Risiko, sich aufgrund dessen nicht ausreichend ernähren zu können, ungewollt an Gewicht zu verlieren und eine Mangelernährung zu entwickeln, kann in diesen Fällen eine dauerhafte Ernährung über eine Sonde sinnvoll sein und die Indikation zur Anlage einer PEG-Sonde (Magensonde) beziehungsweise PEJ-Sonde (Dünndarmsonde) gestellt werden